Das größte Vinyl-Presswerk der USA meldet einen signifikanten Anstieg der Nachfrage, hat die Produktion seit 2007 versechsfacht und investiert in 16 neue Pressmaschinen. Wurde der Höhepunkt der digitalen Musik überschritten? Haben die Hörer endlich genug vom Loudness-War?
United Record Pressing ist das größte Vinylpresswerk in den USA und kann sich vor neuen Aufträgen kaum retten. Nächstes Jahr wird das Unternehmen 16 weitere Vinyl-Pressmaschinen zukaufen, um die Tagesproduktion von 60.000 Schallplatten erfüllen zu können.
Streamingdienste, MP3-Verkaufsportale und CD-Shops erfreuten sich zwar in der jüngsten Vergangenheit reger Nachfrage, doch, so scheint es, haben wir möglicherweise den digitalen Höhepunkt überschritten, wie der Marketing-Chef Jay Millar feststellte. „Wir produzieren 24 Stunden pro Tag, sechs Tage die Woche und schaffen es noch immer nicht die Nachfrage zu befriedigen.“ Ab Mitte Juni waren die Vinyl-Verkäufe in den USA um 40% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf insgesamt 6 Millionen Tonträger in die Höhe geschossen.
Zum Vergleich: Im Jahr 2007 kämpfte sich die Firma auf gerade mal 1 Million gepresste Vinyls, so Millar. Die Nachfrage nach neuen Releases von Popstars wie Taylor Swift oder Beyoncé auf Vinyl sei gigantisch, so Millar weiter.
Was steckt dahinter? Ein kurzfristiger Hype? Oder kommen die Hörer allmählich wieder weg vom wurstigen MP3-Loudness-Wettbewerb? Vielleicht war ja sogar der Wurst-MP3-Sound nur der kurzfristige Hype? So oder so ist diese Entwicklung zu begrüßen. Zum Einen weil es Arbeitsplätze schafft, zum Anderen weil Künstler anscheinend wieder anständig ihre Musik vermarkten.
Und natürlich, weil der analoge Vinylsound für Dynamik, Wärme und Natürlichkeit steht, was seit Ende der 1990er-Jahre im Zuge des bizarren Loudness-War dramatisch an Wichtigkeit verloren hat.