Ist der Loudness War vorbei? Oder nicht?


Der Loudness War, ein Phänomen, das seit den 1990er Jahren die Musikproduktion beeinflusst, ist ein kontrovers diskutiertes Thema. Viele fragen sich, ob dieser Wettbewerb um die lautesten Produktionen vorbei ist oder weiterhin die Branche prägt. Hier ist ein umfassender Überblick über den Status quo, Beispiele für extrem laute Produktionen sowie eine Analyse der Vor- und Nachteile von hoher Lautheit im Mastering.

Was ist der Loudness War?

Der Loudness War beschreibt den Trend, Musik so laut wie möglich zu mastern, um sie im Vergleich zu anderen Songs durchsetzungsfähiger erscheinen zu lassen. Dabei werden oft Kompression und exzessiv eingesetzt, um die wahrgenommene Lautheit zu steigern. Dies kann jedoch auf Kosten der Dynamik und Klangqualität gehen.

Hat der Loudness War nachgelassen?

Dank der Einführung von Lautheits-Normalisierung bei -Diensten wie Spotify, Apple Music und YouTube hat der Loudness War an Bedeutung verloren. Diese Plattformen passen die automatisch an, sodass übermäßig laute Songs nicht mehr herausstechen. Dennoch gibt es immer noch kommerzielle Produktionen, die extrem laut gemastert werden, insbesondere in Genres wie EDM, und Hip-Hop.

Mastering
Mastering

Beispiele für extrem laute Produktionen

1. „Death Magnetic“ von Metallica (2008)

Dieses Album ist ein Paradebeispiel für übermäßiges Mastering. Kritiker bemängelten, dass die Dynamik fast vollständig eliminiert wurde, und es gibt hörbare Verzerrungen aufgrund des extremen Limitings.

Hintergrund:

– Das Album erreichte einen Dynamic Range (DR)-Wert von etwa 3, was als extrem niedrig gilt. – Fans forderten sogar eine Neuabmischung.

2. „21“ von Adele (2011)

Obwohl Adele für ihre emotionale und dynamische Musik bekannt ist, wurde dieses Album ebenfalls sehr laut gemastert, um mit anderen Produktionen konkurrenzfähig zu bleiben.

Hintergrund:

– Trotz der hohen Lautheit gelang es, die emotionale Wirkung ihrer Stimme weitgehend zu bewahren.

3. „Californication“ von Red Hot Chili Peppers (1999)

Dieses Album ist ein weiteres Beispiel für ein übermäßig lautes Mastering, bei dem die Klangqualität durch Verzerrungen beeinträchtigt wurde.

Hintergrund:

– Kritiker beschreiben es als eines der am stärksten „gequetschten“ Alben der Zeit.

Pro und Kontra von hoher Lautheit beim Mastering

Vorteile

1. Durchsetzungsfähigkeit

Hohe Lautheit kann einem Song helfen, sich auf kleinen Lautsprechern oder in lauten Umgebungen besser durchzusetzen.

2. Wahrnehmung von Energie

Ein lauter Mix kann energetischer und kraftvoller wirken, was bei Genres wie EDM, Metal oder Pop oft gewünscht ist.

3. Traditionelle Markterwartungen

In der Vergangenheit wurde ein lauter Song oft als professioneller empfunden, was zu mehr Aufmerksamkeit und Airplay führte.

Nachteile

1. Verlust an Dynamik

Durch exzessive Kompression wird der Dynamikumfang reduziert, was den Song weniger lebendig und emotional wirken lassen kann.

2. Hörermüdung

Lautheitsmaximierung kann zu einem ermüdenden Hörerlebnis führen, da der Klang dauerhaft „angespannt“ wirkt.

3. Verzerrungen und Artefakte

Übermäßiges Limiting und Clipping können hörbare Verzerrungen erzeugen, die den Klang unnatürlich und unangenehm machen.

4. Ineffektivität bei Streaming

Durch Lautheits-Normalisierung verlieren Songs, die zu laut gemastert wurden, ihren Vorteil, da sie von Plattformen wie Spotify heruntergeregelt werden.

Aktuelle Entwicklungen

1. Lautheits-Normalisierung

Die meisten Streaming-Dienste haben Standards für Lautheit eingeführt, z. B. -14 LUFS (Loudness Units ) auf Spotify. Dadurch wird der Loudness War weniger relevant, da Songs unabhängig von ihrer ursprünglichen Lautheit angepasst werden.

Quelle:

Loudness Normalization in Streaming – Production Advice

2. Rückkehr zur Dynamik

Viele Produzenten und Mastering-Ingenieure schätzen wieder einen dynamischen Klang, der natürlicher und musikalischer wirkt.

Beispiel:

Das Album „Random Access Memories“ von Daft Punk (2013) erhielt viel Lob für seine dynamische und ausgewogene Produktion.

Fazit

Der Loudness War ist zwar nicht komplett vorbei, aber seine Bedeutung hat durch die Einführung von Lautheits-Normalisierung deutlich abgenommen. Während hohe Lautheit immer noch in bestimmten Genres und Produktionen bevorzugt wird, gibt es eine zunehmende Wertschätzung für dynamische und natürliche Klangbilder. Letztendlich sollte das Ziel darin bestehen, die Musik so zu mastern, dass sie den Hörer emotional anspricht, ohne die Qualität zu beeinträchtigen.

Weiterführende Informationen

What is the Loudness War? – Mixing LessonsIs the Loudness War Over? – Sound on Sound

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