Neulich gab es folgenden Fall: Ein Kunde forderte ein kostenloses Testmastering seines Musikstücks bei mir an. Einen Tag später erhielt er die gemasterte Version seines Songs zurück. Urteil: Vernichtend. Warum? Song zu laut. Lösung des Problems: Leisere Version nachreichen. Ergebnis: Kunde zufrieden.
Ich überlegte, wie man solche Fast-Missverständnisse in Zukunft vermeiden könnte. Schließlich möchte der eine Musikproducer, dass seine Musik im Club neben anderen sehr lauten Songs nicht untergeht. Der andere Producer möchte seine liebevoll erstellten Musikstücke lieber auf Vinyl pressen lassen und zuhause im Wohnzimmer genießen. In beiden Fällen handelt es sich durchaus um legitime und nachvollziehbare Ansprüche. Ein Richtig oder Falsch gibt es hier nicht. Als was tun?
Künftig gibt es zwei Versionen Ihres Songs: Eine laute Version mit einem RMS-Durchschnitt von -10 dB an den lauten Stellen. Dies entspricht modernen CD-Produktionen. Und dazu gibt es eine zweite Version, die dynamisch gehalten wird. Hier kommen keine Limiter zum Einsatz. Es werden lediglich störende Spitzen entfernt, der Equalizer eingesetzt und sanft mit dem Multiband-Compressor nachgeregelt.
Hintergrund: Laute Produktionen verkaufen sich oftmals besser. Obwohl der Sound auf Dauer das Gehör anstrengt, klingt der Song durch den Einsatz von Limitern fetter und besser. Dies ist aber ein Trugschluss. Man könnte nämlich auch einfach den Volume-Regler seiner Anlage höher drehen, um den Song lauter zu hören. Und die Dynamik würde man sich dadurch auch nicht zerstören.
Um sich über heutige Loudness-Standards und dynamische Musik zu informieren, empfehle ich Ihnen, einmal bei Tischmeyer und seinem Dynamic Range Meter einzulesen. Dort gibt es interessante Erklärungen und Grafiken zum Thema.